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DIE LOGISTIK DER LETZTEN MEILE UND IHRE HERAUSFORDERUNGEN

Onlineshopping, Click and Collect sowie sonstige Lieferservice-Trends sind spätestens mit der Pandemie für viele zu einer bewährten Alltagspraxis geworden. Die Verbraucher:innen verlangen natürlich aber auch wettbewerbsfähige Preise und kurze Lieferzeiten. Diese Nachfrage stellt die innerstädtische Logistik vor große Herausforderungen. In unserer sechsten internationalen Ausgabe des Trendbooks „Cities of Tomorrow: Resilient and Inclusive“ haben wir unter anderem das Thema „innerstädtische Logistik“ gemeinsam mit internationalen Expert:innen von BNP Paribas Real Estate europaweit beleuchtet. Heute nehmen wir mit Oliver Wissel, Director European Logistics & Industrial Advisory, die aktuellen Entwicklungen in der Branche in Deutschland noch einmal genauer unter die Lupe.

Covid-19 hat dazu geführt, dass der Logistik-Bereich an Bedeutung gewonnen hat, und auch innerstädtische Lagen immer präsenter werden.

Oliver Wissel
Oliver Wissel
Director European Logistics & Industrial Advisory

Herr Wissel, können Sie uns einen kurzen Überblick über die innerstädtische Logistik und ihre derzeit größten Herausforderungen geben?

Covid-19 hat dazu geführt, dass der Logistik-Bereich an Bedeutung gewonnen hat, und auch innerstädtische Lagen immer präsenter werden. Viele Menschen kaufen heutzutage überwiegend online ein. Unsere Waren lagern in großen Containern außerhalb der urbanen Zentren und nehmen den Weg quer durch die Stadt auf sich, um die Kund:innen zu erreichen. Der Transport von mehr Waren bedeutet auch mehr Verkehr und einen erhöhten Bedarf an Parkplätzen, wo die Produkte anschließend entladen werden können. In Deutschland gibt es insbesondere einen „Getränkeanlieferungs-Trend“, bei dem die Lieferung in der Regel innerhalb von 120 Minuten erfolgt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Getränkelieferant Flaschenpost. Aufgrund der neu auf dem Markt befindlichen Schnell-Lieferdienste werden nun auch Lebensmittel und Haushaltsprodukte geliefert. Um diese Flexibilität und Schnelligkeit innerhalb der Lieferung bewerkstelligen zu können, brauchen wir innerstädtische Lagerhallen mit ausreichend Parkplätzen. Der Immobilienmarkt war auf den durch die Pandemie ausgelösten Boom des E-Commerce und die damit einhergehende Nachfrage nicht vorbereitet. Die meisten Unternehmen haben bislang nur rudimentäre Strategien für den E-Commerce, deshalb arbeiten wir gemeinsam mit ihnen auf eine klare Strategie mit einem gut ausgebauten Vertriebsnetzwerk hin. Im Online-Handel ist der reibungslose Ablauf der gesamten Lieferkette entscheidend – angefangen bei der allgemeinen Lagerung bis hin zur schnellstmöglichen Lieferung an die Konsument:innen. Die Unternehmen verlassen sich bei der Verteilung ihrer Waren auf die jeweiligen Lieferunternehmen, wobei der letzte Kilometer in der Warenauslieferung der teuerste innerhalb der gesamten Logistikkette ist.

Beschleunigt Covid-19 die Einbindung der Logistikbranche ins urbane Umfeld?

Covid-19 hat die Assetklasse Logistik um fünf Jahre vorangebracht. Vor der Pandemie boomte der Büro- und Hotelmarkt, die Mieten für den Einzelhandel und für die innerstädtische Logistik konnten diesbezüglich kaum mithalten. Obwohl die urbane Logistik-Infrastruktur noch nicht ganz ausgereift ist, kaufen sich bereits Investor:innen in die Branche ein. So mag sie anderen Assetklassen noch hinterherhinken, aber wie wir sehen können, entwickelt sie sich rasend schnell.

Wie kann diese Assetklasse in Zukunft wieder in den Mittelpunkt der Kommunalpolitik gerückt werden?

Durch neue Entwicklungen wie zum Beispiel Abholstationen oder auf Englisch „pick-up points“. Das E-Commerce-Unternehmen Alibaba hat beispielsweise in Spanien Pop-up-Stores in Einkaufszentren eingerichtet, in denen man die Produkte sehen und auch anfassen kann. Das bietet natürlich eine perfekte Kombination zwischen der Bequemlichkeit des Onlineshoppings und dem physischen Erlebnis. In Deutschland startete 2021 des Weiteren der Online-Versandhändler Zalando eine ganze Pop-up-Kampagne namens „Zalando Zircle“: Es sollen elf physische Stores an elf Standorten entstehen. Kund:innen können im Store gebrauchte Kleidung verkaufen sowie selbst Secondhand-Mode erwerben.

Welche Veränderungen erwarten Sie für die innerstädtische Logistik in der Zukunft?

Die Elektrifizierung wird auch zukünftig immer wichtiger werden. Online-Getränkelieferanten erkundigen sich beispielsweise bereits, wie viel Strom allgemein zur Verfügung steht. Sie planen in den kommenden Jahren, ihre Transporter von Verbrenner- auf Elektromotoren umzustellen.
In Hamburg wurde eine erste großflächige doppelstöckige Logistikanlage mit insgesamt ca. 150.000 m² realisiert, für die auch ein unterirdischer Transportweg zum Hamburger Hafen verlaufen soll. Dies würde neben der Entlastung des Straßenverkehrs eine massive Einsparung an CO2 bewirken. In Städten wie Hamburg ist eine Umsetzung dieses Konzepts möglich, da Gewerbegebiete, in denen die Lagerhäuser stehen, nahe am Stadtzentrum liegen und generell sehr knapp sind.

Oliver Wissel
Oliver Wissel
Director European Logistics & Industrial Advisory
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