RETAIL & ESG: PLATZ FÜR NEUE KONZEPTE IM HANDEL
Shopping-Erlebnisse zwischen Grünflächen, Plätze zum Verweilen, neue Geschäftsmodelle für mehr „Teilen statt Besitzen“ – der Blick, den unsere beiden Retail-Experten Christoph Scharf und Christopher Wunderlich auf das Einkaufen von morgen werfen, stimmt neugierig.
Retail meets Nachhaltigkeit
Bei der Frage, wie wir den wachsenden Forderungen nach ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit im Handel(n) gerecht werden, sind sich beide sicher: Nicht nur die Betreiber, sondern auch und gerade Investoren, Eigentümer und Entwickler von Einzelhandelsimmobilien sind zentrale Akteure einer zukunftsfähigen Innenstadt.
Kaum mehr zu übersehen sind Gewerbeflächen mit Green Building-Standards, die sich durch eine ressourcenschonende Bauweise und einen energieeffizienten Betrieb auszeichnen. Ende 2020 können bereits 27 Prozent der Retail-Immobilien eine Nachhaltigkeitszertifizierung vorweisen. Vor allem bei der größten globalen Herausforderung unserer Zeit, dem Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel, leisten sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag. In der neuen grünen Mitte der Einzelhandelsmetropole Düsseldorf etwa wartet seit 2020 das ikonische Geschäfts- und Bürogebäude Kö-Bogen II mit Europas größter Grünfassade auf: Über 30.000 heimische Hainbuchen binden hier CO2 sowie Feinstaub und fördern die Biodiversität. Das grüne Bauwerk verbessert nicht nur das Wohlbefinden der Passant:innen, sondern das gesamte Mikroklima der Stadt. Den ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz honoriert das DGNB-Vorzertifikat in Platin.
Wir brauchen Mut und Hingabe, um unsere Städte für eine klimafreundlichere Zukunft zu verwandeln.
4 nachhaltige Trends im Handel:
Über den breiten Zuspruch zu grünen Gebäudestandards hinaus bringt der Retail-Immobilienbereich die nachhaltige Transformation facettenreich voran. Christoph Scharf und Christopher Wunderlich zeigen ausgewählte Trends auf, die einen Vorgeschmack auf die Innenstadt der Zukunft geben:
Nachhaltigkeit – nicht nur – auf dem Teller
Lebensmitteleinzelhändler wie REWE und LIDL begegnen den regulatorischen und gesellschaftlichen Anforderungen bereits ganzheitlich: vom ESG-konformen Objekt mit Lüftungsanlagen für die Wärmerückgewinnung bis zu Urban-Farming auf dem Dach des Marktes. Nicht zuletzt die Lehren aus der Corona-Pandemie, in der sich die unersetzlichen Grundversorger als krisenfeste Mietgaranten bewiesen haben, dürften Nahversorgerimmobilien mit ökologischem und gesellschaftlichem Mehrwert im Handelssegment noch bedeutender werden lassen.
En vogue – ressourcenschonende Retail- und Produkt-Konzepte
Ein kompakterer Ladenbau, eine Innenausstattung aus nachwachsenden Rohstoffen: Mit diesen aufkommenden Konzepten reduzieren besonders Textiler ihren Flächen-, Energie- und Materialverbrauch. Ihre Filialen bzw. Plattformen ergänzen sie zum einen um nachhaltig produzierte Mode, so Globetrotter mit „Eine grünere Wahl“, zum anderen um Secondhand-, Sharing- oder Recycling-Angebote für Bekleidung. „Zalando Pre-Owned“ und der Schulterschluss von H&M mit dem Secondhand-Onlineshop Sellpy machen es vor.
Klimafreundliche Geschäftsmodelle in A-Lage
Die Showrooms von international renommierten Elektroautomarken, Anbietern der Sharing Economy wie Lynk & Co. oder Fahrradlieferdiensten wie Gorillas ziehen in die A-Lagen ein. Ihre Präsenz schafft eine noch höhere Sichtbarkeit für emissionsarme Mobilität.
Kaufleute zurück im Kiez
Wohnquartiere profitieren – auch dank vermehrtem Homeoffice seit Beginn der Pandemie – von der Wiederentdeckung des eigenen Kiez. Über diese Aufwertung und Belebung vormals „schlechter Lagen“ freuen sich nicht zuletzt die dort ansässigen, lokalen Einzelhändler und Gastronomen, die wieder stärkeren Zulauf erfahren.
Dieser Artikel ist Teil unseres Nachhaltigkeitsberichts