Wohnen, worauf es ankommt

WOHNEN: INVESTORS' DARLING UND WORAUF ES KÜNFTIG WIRKLICH ANKOMMT

Trotz Rückschlägen im Gesamtmarkt positioniert sich die Wohnimmobilie weiterhin als stabilste und gefragteste Assetklasse. Christoph Meszelinsky, Managing Director und Head of Residential Investment, erläutert, warum gerade jetzt viele Investoren auf Wohnen setzen – und worauf es künftig wirklich ankommt.

Während Büro, Logistik und Handel noch unter den Nachwirkungen der Marktverwerfungen der letzten Jahre leiden, entwickelt sich Wohnen zur klaren Nummer eins unter den Immobilien-Investments. Ein starkes erstes Quartal 2025 und das anhaltend hohe Interesse institutioneller Investoren untermauern diese Entwicklung. Doch auch der Wohnimmobilienmarkt steht vor strukturellen Herausforderungen – von Flächeneffizienz bis hin zum demografischem Wandel.  

Transaktionsvolumen steigt – Wohnimmobilien überholen Büro und Logistik deutlich

Zwar liegt das Marktvolumen rund 40 % unter dem langjährigen Durchschnitt, doch im Jahresvergleich wurde das Vorjahresquartal mehr als verdreifacht – ein deutliches Zeichen der Stabilität. „Ich glaube, dass der Wohnimmobilienmarkt in den letzten fünf Jahren bewiesen hat, dass er ziemlich resilient ist“, ist die Erklärung von Christoph Meszelinsky.

Wohnen habe die Corona-Krise besser als jede andere Nutzungsart überstanden. Diese Widerstandsfähigkeit zeige sich auch heute wieder – trotz gestiegener Baukosten, regulatorischer Herausforderungen und Preisrückgänge. „Die Faktoren sind sicherlich so um 20 % runtergegangen, aber gleichzeitig sind in den letzten drei Jahren in fast allen A-Städten die Mieten um 20 % gestiegen“, so Meszelinsky weiter. Dadurch könne man viele Projekte heute wieder zu realistischen Bewertungen in den Bestand übernehmen.

Ich glaube, dass der Wohnimmobilienmarkt in den letzten fünf Jahren bewiesen hat, dass er ziemlich resilient ist.

Christoph Meszelinsky
Christoph Meszelinsky
Managing Director und Head of Residential Investment

Bestand bleibt dominant – Forward Deals gewinnen an Bedeutung

Auf die Frage nach den beliebtesten Produkten antwortet Meszelinsky differenziert: „Am nachgefragtesten ist fertiggestellter Neubau – das ist eigentlich das, was jeder gerne kaufen würde.“ Doch dieses Segment bleibe rar, weswegen Bestandsimmobilien auch 2025 das Gros des Marktes ausmachen werden.

Gleichzeitig gewinnen Forward Deals wieder an Attraktivität, besonders für risikoaverse Core-Investoren. Die Aufteilung sei dabei klar: „Es gibt wenig Investoren, die sowohl sanierungsbedürftigen Bestand als auch Forward Deals kaufen. Die meisten fokussieren sich.“

Neue Investoren entdecken den Wohnsektor

Der stabile Kurs des Wohnsegments bleibt nicht unbeobachtet: Immer mehr institutionelle Anleger, die bisher auf Büro oder Einzelhandel fokussiert waren, nehmen nun auch Wohnimmobilien in den Blick. „Wir sehen aktuell viele Investoren, die sich erstmals ernsthaft mit dem Thema Wohnen auseinandersetzen“, berichtet Meszelinsky.

Die Marktverengung in anderen Assetklassen sowie die vergleichsweise verlässlichen Renditeaussichten im Residential-Bereich verstärken diesen Trend. Besonders profitieren laut Meszelinsky jene, „die frühzeitig auf die Resilienz des Wohnsegments gesetzt haben“ – ähnlich wie bereits in den Jahren 2020 und 2021.

Lage, Infrastruktur, Naherholung – Was wirklich zählt

Auch im Wohnsegment bleibt „Lage, Lage, Lage“ das entscheidende Kriterium – ergänzt um infrastrukturelle Anforderungen. Meszelinsky dazu: „ÖPNV-Anbindung wird immer wichtiger, weil viele Menschen aufs (zweite) Auto verzichten wollen. Ebenso Nahversorgung, Naherholung, Spielplätze oder Sportangebote – das alles sollte fußläufig erreichbar sein.“

Damit rücken auch B- und C-Städte mit 15-Minuten-Stadt-Qualitäten zunehmend in den Fokus, insbesondere in den Metropolregionen rund um A-Städte. „Es müssen nicht immer die ganz großen Städte sein. Auch kleinere Städte mit 10.000 bis 15.000 Einwohnern können attraktiv sein“, betont Meszelinsky.

 Für institutionelle Investoren sind die etablierten A-Städte aber nach wie vor ein zentraler Orientierungspunkt – nicht zuletzt wegen ihrer hohen Arbeitsplatzdichte und wirtschaftlichen Stabilität. „Der überwiegende Teil der Arbeitsplätze befindet sich nach wie vor in den großen Metropolen“, erklärt Meszelinsky.

Gesellschaft im Wandel – Neue Herausforderungen für den Wohnungsmarkt

Ein demografischer Umbruch kündigt sich an: „Letztes Jahr war der 60. Geburtstag der meistgefeierte Geburtstag in Deutschland.“ Das bedeutet: Altersgerechtes Wohnen gewinnt massiv an Bedeutung – von Aufzügen bis zur fußläufigen Nahversorgung.

Zudem wächst der Anteil an Singlehaushalten kontinuierlich. Meszelinsky warnt: „Der durchschnittliche Flächenverbrauch liegt mittlerweile bei etwa 50 Quadratmetern pro Person, bei Singles sogar bei 65 Quadratmetern.“ Eine ineffiziente Nutzung, die weder ökologisch noch ökonomisch zukunftsfähig sei.

Neue Wohnkonzepte dringend gesucht

Eine Antwort auf die Herausforderungen des Wohnen liegt laut Meszelinsky in smarter Planung: „Sehr gute Wohnungen kann man oft auf deutlich weniger Fläche realisieren, ohne dass der Wohnwert geringer wird.“ Der Fokus müsse stärker auf kompakten Grundrissen, intelligenter Raumnutzung und multifunktionalem Design liegen.

Was jedoch mit dem bestehenden großen Wohnungsbestand geschehen soll, bleibt eine Herausforderung. Nicht alle Grundrisse lassen sich einfach in kleinere Einheiten umwandeln. Meszelinsky sieht hier alternative Konzepte wie WGs oder Co-Housing als mögliche Lösungen: „Singles bevorzugen derzeit noch das eigene Bad und die eigene Küche, aber man wird kompromissbereiter werden müssen.“

Wohnen bleibt zukunftsfähig – aber nicht ohne Wandel

Trotz Marktverwerfungen bleibt der Wohnimmobilienmarkt stabil. Resilienz, Nachfrage und gesellschaftlicher Wandel sorgen für nachhaltige Attraktivität – aber auch für neue Anforderungen an die Branche. „Es wird nicht mehr alles geben: Neubau, große Fläche, beste Lage und günstiger Preis. Man muss Prioritäten setzen“, so Meszelinsky abschließend.

Christoph Meszelinsky
Christoph Meszelinsky
Managing Director / Head of Residential Investment
Als bundesweiter Bereichsleiter konzentriere ich mich vor allem auf institutionelle Investoren und nationale Großtransaktionen im Wohnbereich. Dabei arbeite ich intensiv mit unseren regionalen und nationalen Teams zusammen. Gemeinsam wollen wir den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden und haben stets ein offenes Ohr für neue Ideen. Für das Verständnis und die Transparenz der Wohnimmobilienmärkte in Deutschland veröffentlichen wir zahlreiche Marktberichte, wie zuletzt den Wohnimmobilienreport für institutionelle Investoren.
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