INVESTING: 3 MEGATRENDS, DIE JEDER KENNEN SOLLTE
Die Investmentwelt fokussiert sich auf Megatrends. Von langfristiger Dauer, begleiten sie uns über Jahrzehnte. Es sind strukturelle Entwicklungen, die Wirtschaft wie Gesellschaft tiefgreifend und vielschichtig verändern. Alexander Jostes, Vertriebsleiter Wholesale von BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany (BNP Paribas REIM), findet drei Zukunftstrends für Investoren besonders spannend.
Einer der ersten Megatrends, die Industrielle Revolution, führte zu einer nie dagewesenen Urbanisierung. Rund 120 Jahre später leben 77,5 Prozent der Deutschen in Städten. Das zeigt, zukunftsträchtige Trends haben eine signifikante Relevanz für die Immobilienbranche. „Abrupte Ereignisse wie die Corona-Pandemie beeinflussen zwar kurzfristig den Markt, werden uns aber wahrscheinlich nicht langfristig strukturell begleiten“, grenzt Alexander Jostes die Auswirkungen von Trends ein.
Zwischen Chance und Risiko
„Die Erfahrungswerte von BNP Paribas Real Estate aus mehr als sechs Jahrzehnten untermauern unseren Anspruch, für ‚eine Immobilienwelt im Wandel‘ zu stehen. Wir sondieren Zukunftstrends, bewerten deren Potenzial und erwirtschaften mit wachstumsstarken Assets gute Renditen“, äußert sich Jostes. Risiken sehe er dort, wo starr an einer Anlageklasse festgehalten werde. Der Buy-and-Hold-Ansatz der Vergangenheit sei keine Strategie für die Zukunft.
Doch was ist zukunftsfähig? Es gibt ein Dutzend Megatrends, die von Globalisierung über Konnektivität bis hin zu Ökologie reichen. „Natürlich sind Nachhaltigkeit oder die Berücksichtigung der ESG-Kriterien wichtig. Doch ich würde mit Blick durch die Investorenbrille drei weitere Leitgedanken ausmachen.“
3 MEGATRENDS FÜR INVESTOREN IM ÜBERBLICK
Demografischer Wandel
Unsere Gesellschaft altert. Der Anteil der über 80-Jährigen wird sich verdoppeln – in Deutschland wie in ganz Europa. Der Trend zur Silver Society schreitet voran. Daraus resultiert ein höherer Bedarf an Gesundheitsinfrastruktur, aber auch nach selbstbestimmtem Leben im Alter. Jostes erklärt: „Die alternde Gesellschaft führt zu einem steigenden Bedarf an Pflegeimmobilien wie Seniorenheimen. Investoren profitieren vom Pflegebedarf, der sich unabhängig von Marktzyklen positiv entwickelt.“
Aber das ist nur ein Ausschnitt aus diesem Megatrend: Altere wie Jüngere zieht es vom Land in die Stadt, um urban zu leben. Die Folge: verlassene Landstriche und boomende Schwarmstädte mit einer neuen Siedlungsstruktur. Eine tiefgreifende Entwicklung, mit weitreichendem Einfluss auf die Immobilienwirtschaft.
Investoren profitieren vom Pflegebedarf, der sich unabhängig von Marktzyklen positiv entwickelt.
Digitalisierung
Unser Dasein wird digitaler. Insbesondere digitale Kommunikationstechnologien verändern Leben und Arbeit. In Mikrotrends wie New Work, E-Commerce oder Künstlicher Intelligenz (KI) spiegelt sich ihr Einfluss wider. Auch diese Entwicklungen brauchen zukunftsfähige Immobilien.
Eine digitalisierte Bürowelt erleben wir – befeuert durch die Pandemie – täglich: sei es im Homeoffice mit Videokonferenzen oder als Remote-Arbeitsplatz im temporären Coworking-Space. Führt das unweigerlich zu weniger Bürofläche? Oder einer Flucht aus der Assetklasse Büro? Jostes differenziert: „Natürlich sind deutsche Immobilienfonds stark in Büro investiert. Allerdings sollte man nicht mehr blind allokieren. Ehemalige Bürostädte wie Frankfurt-Niederrad waren nicht mehr zukunftsfähig. Wenn KI Backoffice-Tätigkeiten ersetzt, wird das zu neuen Anforderungen an Gebäude führen. Betrachtet man das klassische Büro, so steht eine flexible Nutzbarkeit des Objekts ebenso im Vordergrund wie eine zentrale A-Lage. Denn trotz Corona wird es weiterhin eine Präsenzkultur geben.“
Auch die Baubranche wandelt sich: Smartes Bauen mit BIM und der Einsatz intelligenter Gebäudetechnik sind keine Zukunftsmusik. „Intelligente IoT Services und Vernetzung erhöhen den Komfort und fördern Kreativität wie Produktivität“, weiß er. Sein Investor-Votum: „Für diese Immobilienkonzepte sind höhere Mieterträge zu erwarten.“
ZEITLOSES VERWEILEN, gemütlich und doch außergewöhnlich, ist der Anspruch der Bold Hotels. | © Claus Brechenmacher & Reiner Baumann Photography
Modern Lifestyle
Unser Leben wird individueller. Was heute ein erfülltes Leben ist, kann sehr persönlich sein. So sind Selbstentfaltung, Individualisierung, Erlebnisse und Community Teil eines recht neuen Megatrends, den Jostes „Wandel der Lebensstile“ nennt. „Weniger Pauschal-Angebot, mehr persönliche Komponenten sind gefragt“, erläutert er. „Spannend, wie Erlebnisse zum neuen Statussymbol werden. Wir sehen das bei den Jüngeren: Sportevents oder Kurztrips werden direkt auf Social Media geteilt. Aber auch ältere Generationen schließen sich der Entwicklung an.“ Reiselust spielt dabei auch eine große Rolle. Besonders Hotels profitieren vom neuen Lifestyle.
Megatrend trotz Corona? „In der Hotelbranche führte die Pandemie zu einer Unterbrechung des Trends, nicht jedoch zum Abbruch. Es herrscht eine große Sehnsucht nach Reisen“, beurteilt Jostes das Sentiment. Als andere verhalten reagierten, hat das BNP Paribas REIM-Team in das Münchener Hotel Bold investiert. Der Grund? Ein solider Betreiber, ein modernes Konzept und die Chance auf eine Drittverwertung. Denn das Gebäude lässt sich im Bedarfsfall zu Büros oder Serviced Apartments konvertieren.
Megatrends sind Wachstumstreiber mit Renditepotenzial. Erfolgreich bleibt, wer aktives Management betreibt und das Risiko smart diversifiziert, also in viele Assetklassen investiert. „Es bieten sich mehr Chancen als nur Büro“, lautet sein Fazit.
Dieser Artikel ist Teil des CHANGE Magazins 04
