Im ersten Halbjahr 2025 setzte der deutsche Wohn-Investmentmarkt seine Erholung fort, wobei im zweiten Quartal eine moderate Abschwächung der Dynamik im Vergleich zum ersten Quartal zu verzeichnen war. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2025 4,5 Mrd. € in größere Wohnungsportfolios ab 30 Wohneinheiten investiert. Zwar wurde der langjährige Durchschnitt um 33 % verfehlt, das Halbjahresergebnis aus dem Vorjahr allerdings um 36 % übertroffen. Die spürbare Marktbelebung dürfte in der zweiten Jahreshälfte angesichts der abgeschlossenen Preis- und Konsolidierungsphase, der lockeren Geldpolitik der EZB und den aktuell historisch hohen Mietpreissteigerungen an Dynamik gewinnen. Dies ergibt die Analyse von BNP Paribas Real Estate.
„Nach den ersten sechs Monaten 2025 belief sich das Residential-Investitionsvolumen auf 4,5 Mrd. €. Wohnen bleibt damit die umsatzstärkste Assetklasse im deutschen Immobilienmarkt. Ein positiver Indikator für eine nachhaltige Markterholung ist das deutlich gestiegene Gewicht von großvolumigen bundesweiten Bestandsportfolios, auch im Value-add-Segment. Ein Beleg für die deutliche Sentiment-Verbesserung ist zudem das starke Engagement von ausländischen Investoren, insbesondere aus den USA, die bereits wieder verstärkt attraktive Investmentopportunitäten realisieren“, erläutert Christoph Meszelinsky, Geschäftsführer und Head of Residential Investment der BNP Paribas Real Estate GmbH. „Insgesamt ist die Anzahl der zum Abschluss gebrachten Transaktionen im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal leicht rückläufig, jedoch ist die weiter angestiegene Frequenz an großvolumigen Transaktionen über 100 Mio. € ein klar positives Signal für den Markt. Zwar werden die ökonomischen und geopolitischen Unwägbarkeiten und Risiken nicht kleiner, allerdings steigt der deutsche Wohn-Investmentmarkt aufgrund der gesunden Fundamentaldaten auf der Nachfrageseite und der verbesserten Kapitalverfügbarkeit zunehmend in der Gunst der Investoren. Dies äußert sich einer sehr gut gefüllten Pipeline von im Markt befindlichen Transaktionen, die in den nächsten Monaten zum Abschluss kommen und den deutschen Wohn-Investmentmarkt kurz- und mittelfristig antreiben dürften.“
Großdeals über 100 Mio. € kommen auf einen Marktanteil von 40 %
Großdeals über 100 Mio. € (Ø10 Jahre: 46%) leisten mit 40 % den höchsten Beitrag zum gesamten Investmentvolumen. Bereits acht bundesweite Portfolios wurden hier einberechnet. Zudem präsentiert sich das mittlere Größensegment (25–50 Mio. €) mit einem Marktanteil von 24 % lebhaft.
Bestandsportfolios zeichnen für fast die Hälfte des Investmentvolumens verantwortlich
Ein Indikator für die beendete Konsolidierungsphase ist die deutlich gestiegene Bedeutung großvolumiger Bestandsportfolios. Für diese Assetklasse ist mit einem Marktanteil von 49 % (Ø10 Jahre: 43 %) aktuell eine deutlich stärkere Dominanz des deutschen Wohn-Investmentmarkts als noch in den vergangenen Quartalen zu beobachten. Zwar liegt hier absolut betrachtet das Investmentvolumen von knapp 2,2 Mrd. € weiterhin signifikant unter dem zehnjährigen Durchschnitt (-34 %, 3,3 Mrd. €), jedoch konnte das Volumen aus dem Vorjahreshalbjahr (1 Mrd. €) mehr als verdoppelt werden.
Equity/Real Estate Funds stärkste Käufergruppe mit höchstem Transaktionsvolumen seit 2012
Wie bereits nach Ende des ersten Quartals stellen Equity/Real Estate Funds mit einem Marktanteil von 26 % beziehungsweise einem Investmentvolumen von 1,2 Mrd. € die mit Abstand stärkste Käufergruppe dar. Damit einhergehend ist der überdurchschnittlich hohe Marktanteil von 38 % von ausländischem Kapital auf der Käuferseite auffällig (Ø10 Jahre: 28 %). Equity/Real Estate Funds beziehungsweise ausländische Investoren nutzen als First Mover zunehmend die Gunst der Stunde, um Investment-Opportunitäten zu realisieren.
Nur rund ein Drittel des Investmentvolumens geht auf das Konto der A-Städte
Die Verteilung des Investmentvolumens zeigt, dass das stabile Investmentumfeld der A-Städte in letzter Zeit weniger stark nachgefragt wurde. So tragen A-Städte nur einen unterdurchschnittlichen Anteil von
33 % (Ø10 Jahre: 47 %) zum Gesamtumsatz bei. Berlin ist zwar nach wie vor der Top-Standort mit dem mit Abstand höchsten Investmentvolumen (knapp 830 Mio. €), kommt jedoch ebenfalls auf einen unter dem Durchschnitt (Ø10 Jahre: 25 %) notierenden Marktanteil von 19 %. Dies dürfte insbesondere durch das wieder zugenommene Gewicht von großen bundesweiten Bestandsportfolios zu erklären sein.
Perspektiven
Die deutlich gestiegene Gesamtzahl der registrierten Transaktionen sowie die Zunahme von großvolumigen Portfoliotransaktionen gegenüber dem Vorjahr und das wiedererstarkte Investoreninteresse im Value-add-Segment sind ein Beleg dafür, dass der deutsche Wohn-Investmentmarkt in eine neue Phase des Aufschwungs eingetreten ist. Nichtsdestotrotz ist das Gesamtbild für die Investmentmärkte aktuell weiterhin zwiegespalten. Auf der einen Seite halten geo- und zollpolitische Negativtrends die Märkte weiter auf Trab. Auf der anderen Seite jedoch dürften die beschlossenen finanzpolitischen Maßnahmen der deutschen Konjunktur zu einem spürbaren Schub verhelfen. Hinzu kommt, dass die neue Bundesregierung einige positive Impulse für den deutschen Wohnungsmarkt setzen möchte, wie das Absenken von regulatorischen Anforderungen und bürokratischen Hürden, unter anderem durch den „Bau-Turbo“. Auch die Fremdkapitalkosten, die sich auf einem stabilen Plateau eingefunden haben, sprechen dafür, dass die positiven die negativen Entwicklungen klar überlagern und dem deutschen Wohn-Investmentmarkt weiterhin Rückenwind verleihen.
Auch die gesunden Fundamentaldaten insbesondere auf der Nachfrageseite sprechen für den deutschen Wohn-Investmentmarkt. So wird das Interesse an deutschen Wohnimmobilien mittel- bis langfristig nachhaltig hoch bleiben und tendenziell eher noch zunehmen. Zum einen dürfte der anhaltend hohe Nachfrageüberhang auf den Mietmärkten zumindest mittelfristig bestehen bleiben, der stabile Mieteinnahmen und Wertsteigerungspotenzial sichert. Zum anderen sind Wohnimmobilien insbesondere in volatilen Zeiten eine sichere Assetklasse. Darüber hinaus erkennen immer mehr internationale Investoren das Potenzial des deutschen Wohnimmobilienmarkts und tragen zu dessen Dynamik bei. Dies wird durch das im internationalen Vergleich stabile politische und wirtschaftliche Umfeld in Deutschland begünstigt. Insgesamt bleibt der deutsche Wohnimmobilienmarkt damit eine attraktive Option für Investoren, die langfristige Investments und sichere Cashflows suchen.
„Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir eine anhaltende und umfassendere Markterholung. Viele Investmentprodukte sind erst im zweiten Quartal an den Markt gekommen und haben die Pipeline noch nicht zum Abschluss gebrachter Transaktionen gut gefüllt. Vor diesem Hintergrund und in Erwartung weiterer Portfoliobereinigungen gehen wir von einem Investmentvolumen im zweistelligen Milliardenbereich und einer Wiederaufnahme der Renditekompression bis zum Jahresende aus“, fasst Christoph Meszelinsky die weiteren Aussichten zusammen.